Hinweise zur Übersetzung
E Scholasticis Labyrinthis Exitus in planum. Sive, Machina Didactica, mechanice constructa: ad non haerendum amplius (in docendi & discendi muniis) sed progrediendum. |
Aus den Labyrinthen der Schule der Auszug ins Freie. Oder, Die didaktische Maschine, mechanisch konstruiert: um nicht länger steckenzubleiben (in den Angelegenheiten des Lehrens und Lernens), sondern Fortschritte zu machen. |
|
---|---|---|
Duo hic demonstranda suscipimus, sed eodem fine: ut e tricis Scholasticis repertum esse exitum, aut certe ad reperiendum jamjam viam patere, pateat. Id quod demonstrare propono exemplo Fili Ariadnes Theseo monstrati: & Machinae alicujus mechanicae, ad motum paratae. |
1. |
Zwei Modelle sollen hier dargelegt werden, beide stehen aber
für die gleiche Intention: dass offenkundig werde, dass der Ausweg aus der Misere der Schule gefunden wurde oder jedenfalls ein Weg ihn zu finden jetzt offen steht. Dies will ich darlegen zum einen am Modell des Fadens der Ariadne, der Theseus leitete, zum anderen am Modell einer mechanischen Maschine, die zur Bewegung befähigt ist. |
Mundum hunc, & Vitam nostram in eo, Vocationemque cuique suam, Labyrinthos esse nobis inter Opera Dei versari nesciis, ostendi superiore Tomo III. pag. 742, & 743: & quomodo nos aeterni Regis filia, Sapientia Dei, sine consilio non reliquerit, SIMPLEX & RECTUM ubique nobis sequendum commendans: ut Psal. 25.21. & Luc. 10.42. Matth. 11.28. & 6.22. & Prov. 10.9. Quibus locis addi potest Eccles. 7.29. Deus hominem fecit RECTUM, sed illi miscuerunt se quaestionibus INFINITIS: |
2. (Die theologische Basis) |
Diese Welt, unser Leben in ihr und die Berufung jedes einzelnen sind Labyrinthe für uns, die wir unter den Werken Gottes unkundig sich aufhalten, habe ich oben in Band III. Seite 742 und 743 gezeigt: und wie uns die Tochter des ewigen Königs, die Weisheit Gottes, nicht ohne Rat gelassen hat, EINFACH und RICHTIG, dem uns überall zu folgen empfohlen ist: wie Psal. 25,21, Luk. 10,42, Matth. 11,28; 6,22 und Prov. 10,9. Zu diesen Stellen kann Eccles. 7,29 hinzugefügt werden. Gott hat den Menschen RICHTIG geschaffen, doch sie gaben sich UNENDLICHEN Versuchungen hin. |
Nunc duo sunt ostenda. I Scholas plerasque hactenus Labyrinthos esse revera, Ingenia distrahentes infinite. II Filum esse repertum, Methodum rectam & simplicem, infinite perplexarie non amplius permittentem. |
3. (1. Hauptteil: Das Modell des Ariadnefadens im Labyrinth) |
Es sind jetzt zwei Dinge zu zeigen: I Die meisten Schulen sind bisher labyrinthisch, sie vergeuden unendlich die Anlagen der Schüler. II Der Ariadnefaden für sie, die richtige und einfache Methode, ist gefunden, er darf nicht mehr unbegrenzt verkompliziert werden. |
Labyrinthos esse Scholas patet, quia nullos habent fatis fixos ac determinatos Fines, nec ad fines Media, nec mediis utendi Modos |
4. (Ziele - Medien - Methoden) |
Dass die Schulen labyrinthisch sind, ist klar. Denn sie haben weder feste und bestimmte Ziele noch verfügen sie über Medien, die auf die Ziele orientiert sind, noch über Methoden für den Gebrauch der Medien. |
Si enim quaeras, Quid sibi proponunt Scholae?
Respondebitur, Linguas, Scientias, Artes. Sed quas Linguas?
quas Scientias? quas Artes? & quantum cuiusque? Indeterminata plerubique reperies omnia, eoque vaga. Docent ut doceant, & discunt ut discant: h.e. occupantur ut occupentur: nunquam certi, an finem laborum assequuturi, vel assequuti, quem ante se fixe stantem non intuentur, nec ad illum fixe collimant. |
5. (Problem der Zielbestimmung) |
Denn frage nur, Was nehmen sich die Schulen vor? Die
Antwort wird lauten, Sprachen, Wissenschaften, Künste.
Aber welche Sprachen? Welche Wissenschaften? Welche Künste? Und
wieviel von jedem? Unbestimmt und vage wirst du meistenorts alles finden. Man lehrt um zu lehren und lernt um zu lernen: das heißt, man beschäftigt sich um der Beschäftigung willen: niemals sicher, ob man ein Ziel der Mühen erreichen wird oder erreicht hat - ein Ziel, das man nicht bestimmt hat und auf das man daher auch nicht mit Bestimmtheit hinarbeiten kann. |
Quid autem Media? Infinita arripiunt, certi nihil
est. Aut si quid certorum mediorem habere se credunt, Gentiles libelli sunt, e quibus nec Dei, nec sui, nec rerum, cognitionem certam haurire possunt: per quos labyrinthos oberrabant ipsimet illi gentiles scriptores, caeci caecorum duces, per eosdem secum ingenia raptant, & circumducunt, & intricant, sine exitu. |
6. (Problem der Medien) |
Und was ist mit den Medien? Unbegrenzt ist, was sie
für sich reklamieren, zuverlässig ist nichts. Oder wenn sie glauben, über irgendein zuverlässiges Medium zu verfügen, handelt es sich um heidnische Bücher, aus denen sie weder von Gott noch über sich noch über die Gegenstände der Welt eine zuverlässige Erkenntnis schöpfen können. Blinde Führer von Blinden, irren die heidnischen Schriftsteller selbst durch eben die Labyrinthe ohne Ausgang, in denen sie die Gemüter mit sich reißen, im Kreis führen und verwirren. |
Modos agendi si spectes, hic demum omnia labyrinthis
plena reperies, teste sapientissimo Lubino, qui dicit: Vulgata illa pueros in Scholis instituendi ratio talis mihi videtur prorsus, ac si quis conducta opera & studio iussus fuisset modum, aut rationem aliquam, excogitare, qua Praeceptores pariter & discipuli nonisi imensis laboribus, ingentibus taediis, infinitis aerumnis, & nonisi longissimo demum intervallo, ad Latinae linguae cognitionem, ill adducerent, hi adducerentur. (Plura Vide Methodi LL. noviss. Cap. VII.) De Latinae linguae studio, quam sit intricatum, loquitur; sed nec alia est caeteras linguas, scientias, artes, docendi & discendi vulgata ratio. |
7. (Problem der Methoden) |
Wenn man die Weisen des Handelns betrachtet, wird man
hier schließlich alles voll mit Labyrinthen finden, wie der weise
Lubinus bezeugt: Das gewöhnliche Verfahren, die Knaben in den Schulen zu unterrichten scheint mir wieder so zu sein, wie wenn man viel Mühe und Eifer eine Methode, oder ein Verfahren, ausdenken soll, wie die Lehrer und ebenso die Schüler nur mit unermesslicher Mühe, unter ungeheurem Widerwillen, mit unendlicher Drangsal und erst nur nach einer ganz langen Zeitspanne zur Kenntnis der lateinischen Sprache führen bzw. geführt werden. (Mehr hierzu s ...). Vom Studium der lateinischen Sprache wird gesagt, dass es verwickelt sei, aber nicht anders ist das gewöhnliche Verfahren beim Lehren und Lernenen anderer Sprachen, Wissenschaften, Künste. |
An ergo alia, melior & mollior, reperta? & quae illa? Resp. METHODUS NATURALIS, ita omnibus sensibus externis & internis, quomodo illi prehendere sufficiunt & gaudent, ministrans: fundata super ipsam HUMANAM NATURAM, prout haec a Deo rerum domina facta, rebusque proportionata formata, ipsa sibi finis, ipsa mensura, ipsa denique seipsam in sui perfectionem promovens vis, est. |
8. (Die Natürliche Methode) |
Existiert also etwas anderes, etwas Besseres und Angenehmeres? Und was ist es? Beachte die NATüRLICHE METHODE, die den äußeren und inneren Sinnen die Dinge so darreicht, wie sie sie mit Freuden ergreifen können: gegründet auf die MENSCHLICHE NATUR selbst, wie sie von Gott als Herrin der Dinge geschaffen und als den Dingen gerecht werdend geformt wurde, sie selbst für sich Ziel, sie selbst Maß und schließlich sie selbst auch die Kraft, die sich selbst zur eigenen Vervollkommnung treibt. |
HUMANA inquam NATURA, ut imago Dei est, erit Filum illud
Ariadnes simplex & rectum, in omnes anfractus flexile; &
longissimum, ad omnes labyrinthos emetiendum suffecturum: nec usquam
intricans, si se in globo suo (circa centrum suum) continens
dispergi non patiatur. Cujus ita simul sumtae, ordineque debito explicatae & applicatae, certissimus ad Scholarum FINES, MEDIA, agendique MODOS rectificandum, poterit esse usus. Nam |
9. (Die menschliche Natur ist der Ariadnefaden) |
Die MENSCHLICHE NATUR, die ja ein Bild Gottes ist, wird
also, sage ich, jener Ariadnefaden für uns sein, der
einfach und richtig ist, sich überallhin ungebrochen biegt und so
lang ist, dass er genügt, alle Labyrinthe zu durchmessen; und er
sich auch niemals verwirrt, sofern er in seiner Gesamtheit
zusammenhält und keine Auflösung geduldet wird. Indem sie von ihm zugleich genommen und in der notwendigen Ordnung entwickelt und angewendet werden, können die ZIELE der Schulen, die MEDIEN und die METHODEN des Handelns völlig zuverlässig korrigiert werden. |
FINEM Scholarum patebit esse debere, ut Hominem Fini suo
adaptent: hoc est, Omnibus quae humanam perficiunt naturam
expoliant. Idoneum reddendo ad regendum Res quascunque, quibus dominari iussus (Genes. 1.28.) & Seipsum, rationalis & voluntatis liberae, ad sese suomet arbitrio agendum, factus (v.26.) & Proximos, ad illis rationabiliter, tranquille, commodeque mutuo usu, cohabitandum: & denique Deo ipsi, coram quo ambulare integre, mercedemque magnam valde exspectare, Deum ipsum (Genes. 15.1 & 17.1) jussus est. Haec omnia simul sumta sunt Finium globus unus, semper in manu habendus, nunquam dimittendus, quoquo se nostrae occupationes vertant. Hoc si attenditur, Scholarum finis erit unus & simplex, & rectus, & suffecturus ad omnibus (hoc primo gradu) aberrationibus prohibendum, Perpoliri universaliter: & quicquid particulare etiam discitur (ratione Literaturae, Morum, Pietatis) discere Totum solidum, non mutilatum, frustillatum, distractum. Quicquid enim usquam est bonum, pulchrum, utile, natura nostra semper & ubique mavult Totum quam partem, & solidum quam inane, & fixum quam vacillans: eoque ipso Scholis, circa Culturam sui occupatis, fines ad quos collimare debeant, praescribit. |
10. (Schluss auf das Ziel des Lernens) |
ZIEL der Schulen muss offenbar sein, dass sie den
Menschen für sein Ziel herrichten: das heißt, mit allem, was
die menschliche Natur vervollkommnet, ausrüsten. Sie sollen ihn befähigen, all die Dinge zu lenken, über die ihm geheißen wurde zu herrschen (Genesis 1.28). Und sich selbst, der mit Vernunft und freiem Willen geschaffen wurde (V.26), um aus eigenem Urteil zu handeln. Wie er auch in Bezug auf seine Mitmenschen einen vernünftigen, ruhigen und wechselseitig zuträglichen Umgang pflegen soll. Und schließlich mit Gott selbst, vor dem er unversehrt erscheinen und dessen große Gnade er erwarten soll. Dies alles zusammengenommen bildet eine Sphäre von Zielen, die immer in der Hand zu halten und niemals loszulassen ist, wohin auch immer sich unsere Tätigkeiten wenden. Wenn dies erreicht wird, wird das Ziel der Schule eindeutig und einfach sein, es wird richtig sein und hinreichend bestimmt, um alle Abweichungen (in diesem ersten Schritt) zu verhindern, und dass allgemein perfekt gemacht wird: was auch immer Spezielles gelernt wird (auf dem Gebiet der Wissenschaften, der Sitten oder der Religion), dabei das Ganze solide, nicht verändert, zerstückelt oder vom Wesentlichen abgelenkt zu lernen. Denn was auch immer je gut, schön, nützlich ist, will unsere Natur immer und überall lieber ganz denn als Teil, lieber solide als leer, lieber fixiert als schwankend: in eben dieser Weise schreibt sie den Schulen, die bezüglich der Kultur von ihr tätig sind, Ziele vor, an denen sie festhalten müssen. |
Sed & subordinatores fines, rerum Theorian,
Praxin, Usum. Quicquid enim naturae nostrae tractandum obvenit, seipsa duce illa Nosse id, & Agere posse, notitiaque sua & actione Frui, desiderat, quaerit, conatur. Unde sequitur Scholas, Naturae desideria promoturas, & expleturas, Rerum omnium bonarum & utilium tradere debere I Theoriam, II Praxin, III Chresin. Hoc est, Docere ubique ac semper, I Quid sit quid, per quid, quomodo; ad intellectu circa res non haerendum. II Quomodo accurate fiat; ad similia producendum. III Ad quid hoc scire & posse serviat; ad cuiusque rei legitimum usum providendum. Verbo, nihil ut doceatur, discatur, sciatur, temere, ad curiositatem duntaxat, ut sciatur: sed ad artem, ut fiat. Nec rursum ut fiat solum, ad non usum vel abusum, sed ad pulchros, debitos, Vitaeque salutares usus. |
11. (Die untergeordneten Ziele: Theorie, Praxis und Anwendung) |
Und ebenso die untergeordneten Ziele, Theorie,
Praxis und Anwendung der Dinge. Denn was immer unsere Natur sich vornimmt, das ersehnt, strebt und versucht sie - folgend ihrem eigenen Impuls - zu erkennen, selbst ausführen zu können und in ihrem Wissen und Handeln zu nutzen. Daraus folgt, dass die Schulen, die das Ersuchen der Natur voranbringen und erfüllen wollen, von allen guten und nützlichen Dingen I die Theorie, II die Praxis, III den Gebrauch übermitteln müssen. Das heißt, sie müssen überall und immer lehren, I was etwas ist, wodurch und wie es ist; so dass man bezüglich der Dinge nicht mit dem Verstand zurückbleibt. II Wie es genau gemacht wird; so dass man ähnliches bewerkstelligen kann. III Wozu dieses Wissen und Können dienen kann; so dass der legitime Gebrauch jeder Sache gewährleistet wird. Mit einem Wort, nichts soll um des Lehrens willen gelernt werden, nichts planlos, als bloße Kuriosität, gewußt werden; sondern für die Fertigkeit, damit es gemacht werden kann. Und wiederum nicht einfach, damit es zum Nichtgebrauch oder Mißbrauch gemacht werden kann, sondern zum Gebrauch für Schönes, Notwendiges und dem Leben Förderliches. |
Iam MEDIA quoque, eo rem promovendi, eadem ostendit
Natura. Quícquid enim Nosse vult, spectat id: & quicquid Posse desiderat, tentat id: & quacunque re vult Frui, eam ad suos usus accomodat. Ecce Methodus naturalis perpetua! Omnia discenda Spectare; omnia agenda Tentare: omnia fruenda Usibus debitis applicare. Ergo Scholae habebunt omnium Noscendorum Exemplaria, quae spectentur, & omnium agendorum Instrumenta, quibus quicquid opus est peragatur: & de omnium rerum legitimo Usu Informationes, quibus rerum abusus prohibeatur: recte Mediis instructae erunt, ab infinitis iterum hoc gradu labyrinthis liberatae. |
12. (Schluss auf die Medien) |
Auch die MEDIEN dafür zeigt eben die selbe Natur. Denn
was sie erkennen will, das betrachtet sie; was sie zu können
verlangt, das versucht sie: und was sie nutzen will,
paßt sie an ihren Gebrauch an. Das ist die beständige Natürliche Methode! Alles, was zu lernen ist, anschauen; alles, was zu tun ist, versuchen; schließlich bei allem, was genutzt werden soll, das Erforderliche gebrauchen. Also werden die Schulen von allen Erkenntnisgegenständen Beispiele, die geschaut werden können, haben, für alle Handlungen über Werkzeuge verfügen, mit denen, was immer erforderlich ist, ausgeführt werden kann; und schließlich Informationen über den legitimen Gebrauch aller Dinge, durch die der Mißbrauch abgewehrt wird. Dann werden sie richtig mit Medien ausgestattet sein, hierdurch befreit aus den endlosen Labyrinthen. |
Tandem & MODUM agendi sibi, & Scholis, eadem
praescribit Natura. Quippe quae circa rerum Theoriam alienis nunquam satis fidit oculis, aut relationibus, proprios adhibere gaudet sensus. Ergo & Scholae omnia propriis discentium offerant sensibus: ut videant, audiant, olfaciant, gustent, tangant omnia ipsimet, quae videri &c. possunt & debent: liberabuntque infinitis ambagibus & hallucinatonibus humanam naturam, quibus alias tota Vita colluctandum erit. Circa vero Praxin iterum curiosa est humana natura, ipsamet omnia, & tamdiu, tentare gestiens (tota enim activa est) donec se res subdere, & sub manu sua procedere videt. Imitentur Scholae, omniaque Discipulis ad agendum proposita imitari, & tamdiu & rationabiliter versare, condocefaciant, donec actionum suarum potentes fiant. Demum, quia Natura humana nihil frustra, & nullo usu, scire, agere, possidere, desiderat: neque Scholae ferant, ut ullus Discipulorum aliquid sciat & agat, cuius nesciat usum. Hoc est, Consuescant omnes iam in ipsa Schola scientia & prudentia sua frui: ita se erga Res, quas sub manu habent; & erga Proximos, quibuscum vivunt; & erga Deum, in cuius oculis versantur, gerendo, quomodo cursum hic coeptum per totam Vitam continuari expediet. |
13. (Schluss auf die Handlungsweisen) |
Schließlich schreibt eben die selbe Natur sich, und
den Schulen, auch die METHODIK des Handelns vor. Sie glaubt, was die Theorie der Dinge angeht, niemals fremden Augen oder Berichten hinreichend, sie will alles gern mit den eigenen Sinnen erfahren. Also sollen auch die Schulen alles den eigenen Sinnen der Lernenden darbieten: damit sie alles selbst sehen, hören, riechen, schmecken, berühren, was gesehen usw. werden kann und muss: Dann werden sie die menschliche Natur von den endlosen Irrwegen und Wahngestalten befreien, mit denen sonst das ganze Leben gerungen werden muss. Was andererseits die Praxis der Dinge angeht, ist die menschliche Natur neugierig und wünscht alles selbst solange zu versuchen (denn sie ist ganz Aktivität), bis sie die Dinge sich ihr fügen und unter ihrer eigenen Hand voranschreiten sieht. Die Schulen werden dies nachbilden und die Schüler anleiten, alles zum Handeln Vorgegebene nachzumachen und sich so lange planvoll damit zu beschäftigen, bis sie ihres Handelns mächtig sind. Weil schließlich die menschliche Natur nichts vergeblich, ohne Gebrauchswert, wissen, tun oder besitzen will, werden die Schulen auch nicht dulden, dass ein Schüler etwas weiß oder tut, ohne den Gebrauch zu kennen. Das heißt, alle gewöhnen sich schon der Schule daran, ihr Wissen und ihren Verstand zu nutzen: gegenüber den Dingen, die sie in ihrer Hand halten; gegenüber den Menschen, mit denen sie leben; und gegenüber Gott, vor dessen Augen wir tätig sind, indem wir beachten, dass er das Begonnene das ganze Leben hindurch fortzusetzen gestatet. |
Ecce filum Ariadnes, Naturalis Methodus! simplex, recta,
facilis &c. in globum sic glomerata brevis, ad
omnesque omnium Labyrinthorum maeandros evadendum, recte adhibita,
sufficiens. Sed quaeritur, An talis iam nostra sit? Videre enim aliquid in idea, quale esse debeat, facilius est quam ut aliquid actu tale sit praestare. Resp. Etiam id quod Perfectum dicitur, gradus suos habet: nec propterea si summum nondum attigit, nomen amittit. Nos autem ideo Naturalis Methodi vias tot annis scrutati, ut talem constituere possemus, speramus aliquid egisse gratia Dei. |
14. (Gegenstand der Forschung) |
Das ist der Faden der Ariadne, die Natürliche
Methode! Einfach, richtig, leicht usw. Für einen so
verwickelten Gegenstand kurz und, sofern richtig angewendet,
hinreichend, um alle Abwege aller Irrgärten zu meiden. Nun wird gefragt, ob wir schon über ihn verfügen? Denn die Idee, wie etwas sein muss, ist leichter zu entwickeln, als es in dieser Weise in die Tat umzusetzen. Auch was vollkommen genannt wird, hat seine graduellen Formen: Und wenn es die höchste noch nicht erreicht hat, wird deswegen das Wort nicht unzutreffend. Wir aber, die wir die Wege der Natürlichen Methode nur so viele Jahren erkundet haben, damit wir sie darlegen können, hoffen, zu etwas gekommen zu sein durch die Gnade Gottes. |
Primum enim, FINES constituimus universales, totius Humanae naturae culturam spectantes: eo promovendi Iuventutem, ut si obsequuti fuerint bene sibi Corpore, Animo, Animaque esse, ac fore, in hac & futura Vita, sentiant. Et per consequens, si sic ad Eruditionem, Honestatem, Pietatemque solide perpoliri patiantur omnes, aut multi, ut bene esse Familiis, bene Politiis, bene Ecclesiae Dei, queat. Legat quis, & relegat, omnia haec nostra: omnia istuc disponi videbit. |
15. |
Denn zuerst haben wir die allgemeinen ZIELE dargelegt, indem wir das Gedeihen der ganzen menschlichen Natur in den Blick nahmen: um die Jugend so zu fördern, dass sie nach deren Erreichen sich gut mit Körper, Sinn und Seele zu verhalten weiß, in diesem und dem künftigen Leben. Und als Konsequenz, wenn sie alle, oder viele, so zu Bildung, Anstand und Religosität solide sich bringen lassen, dass es gut mit den Familien, gut mit den Staaten, gut mit der Kirche Gottes stehen kann. Wer will, kann all dies von uns lesen und wieder lesen: er wird alles wohl dargestellt finden. |
Per quae autem MEDIA? Per adapertum in trinum Dei Librum, Naturae, Scripturae, & Conscientiae, prospectum. Eo enim spectant, & introductoriorum vicem praestant (insensiliter etiam & aliud agendo) omnes isti a nobis Iuventutis in usum concinnati Libelli. Attendat, si quis nondum attendit, agnoscet id. |
16. |
Mit welchen MEDIEN aber ist zu arbeiten? Mit der offenen Sicht in das dreifache Buch Gottes, von der Natur, von der Schrift und vom Gewissen. Denn dorthin blicken alle von uns für den Gebrauch der Jugend geschriebenen Büchlein und leisten (schlecht und recht) den Einführungsdienst. Wer noch nicht darauf geachtet hat, möge dies tun, er wird es bemerken. |
Quos pertractandi MODOS praescripsimus, & urgemus, sunt
illi ipsi quos Natura ipsa praescribit. Ut omnia fiant per Theorian, Praxin, Chresin, seu usum: & quidem ita, ut quisque per se, propriis sensibus, omnia verset; omnia eloqui & agere tentet, omnibusque uti frui incipiat. Autopsian enim, & Autolexian, & Autopraxian, & Autochresiam, tanquam ad solidam scientiam, & virtutem, & dehinc felicitatem, bases unicas, urgemus in nostris ubique: expressiusque iamiam artis impressoriae mysteria detegentes (Tractatu inde tertio, Typographeo vivo) urgebimus. |
17. |
Die VERFAHRENSWEISEN, die wir vorgeschrieben haben und zu
denen wir drängen, sind jene, die die Natur selbst vorschrieb. Dass alles durch Theorie, Praxis und Chresis (Gebrauch) entsteht: und zwar in der Weise, dass jeder alles aus sich selbst, mit eigenen Sinnen bewegt; alles zu bereden und auszuführen versucht und alles zu nutzen beginnt. Und auf eigenes Sehen, Hören, Handeln und Anwenden als einzige Grundlage für solides Wissen und wirklich gute Leistung und daher Glück, drängen wir überall in unseren Schriften. Ganz ausdrücklich werden wir darauf drängen, wenn wir die Geheimnisse der Druckkunst aufdecken werden (im von hier dritten Traktat, die lebendige Typographie) |
Quod si nondum omnes & singulas scitu dignas materias, ad tam certo, cito, facileque instillandum, diductas habemus, non propterea putandum est actum esse nihil. Est aliqua prodire tenus, si non datur ultra: dabit enim Deus aliis venire ultra, si de inventis iam non fuerimus ingrati. Nos praecipua quaeque, in quibus Scientiae, Solertiae, Eloquentiae, Sapientiae, Salutisque cardines versantur, digerere conati sumus, quibus interim acquiesci poterit. Cum iuxta Augustinum, Praestet pauca scire, quam infinita opinari.Et iuxta Plinium, Satius sit minus serere, & melius arare. Iuxta Senecam denique: Melius est scire pauca, & ius recte uti, quam scire multa quorum ignores usum. |
18. |
Wenn wir auch noch nicht alle einzelnen wissenswerten Bereiche dargestellt haben, um sie so sicher, rasch und leicht [wie beim Druckvorgang] einzuflößen, darf man deswegen nicht meinen, nichts sei geschehen. Ein Anfang nützt, auch wenn weiter nichts existiert: Denn Got wird für anderes gewähren, weiter zu kommen, wenn wir über das schon Gefundene nicht undankbar werden. Wir haben geradewegs alles zu bearbeiten unternommen, bei dem Wissenschaften, Kunstfertigkeit, Redekunst, Weisheit und die Angelpunkte des Heils eine Rolle spielen, mit denen er sich einstweilen wird zufriedengeben können. Bei Augustinus steht ja, Besser ist wenig zu wissen als endlos zu meinen. Und bei Plinius, Es nutzt mehr, weniger zu säen, dafür besser zu pflügen. Bei Seneca schließlich: Besser wenig wissen, und das Rechte anwenden, als viel wissen, wovon man die Anwendung nicht kennt. |
Nostra ergo Methodus labyrinthis omnino liberat Ingenia: quibus offert: Pauca, sed Vitae (utrique) necessaria; Pauca, sed exercitiis bene solidata; Pauca, sed quorum teneant usum. |
19. |
Unsere Methode befreit also den Geist aus den Labyrinthen: indem es ihm anbietet: Wenig zu lernen, aber das für das Leben (beider Art) Notwendige; wenig, aber in übungen gut gefestigt; wenig, aber was er durch den Gebrauch auch behalten kann. |
Posset autem recordari aliquis, & nobis obiicere, Fassum esse me Libellos nostros Iuventuti destinatos difficultate laborare, ob nimiam Rerum & Verborum condensationem (Ventil. Sap. §64.) Resp. Ita est, sum fassus. Sed Ariadnes filum huic etiam tollendae difficultati reperit viam: ut hic etiam tradantur Non multa, sed multum. Cuius regulae monitu Libros nostros postremum castigatos (& iamiam hic Amsterdami prodituros) pro ultimis nostris (tanquam in quibus residuae salebrae, quae adhuc notari potuerunt, explanatae sunt) agnosci volumus. |
20. |
Es könnte aber jemand sich erinnern und uns entgegenhalten, ich habe eingeräumt, dass unsere für die Jugend bestimmten Bücher nur schwer zu bearbeiten sind, da die Dinge und ihre Darstellung allzu verdichtet sind. Bzw. so ist es, ich habe es eingeräumt. Doch der Ariadnefaden zeigt einen Weg, um diese Unklarheit aufzulösen: wie auch hier dargestellt ist, es geht darum, nicht vieles zu lernen, sondern viel zu lernen. Wir wollen anerkennen, dass unsere Bücher nach dieser Regel getadelt werden dürfen (und hier schon für Amsterdam verraten werden) im Hinblick auf unsere letzten (in denen übriggebliebene Ungenauigkeiten, die noch bemerkt werden konnten, erklärt sind). |
|
||
Haec de Methodi facilitate, ad instar Fili
Ariadnei. Optandum vero insuper Methodum culturae humanea esse
Mechanicam: hoc est, tam certo Omnia praescribentem, ut quicquid
sic docebitur, & discetur, & agetur, non procedere non possit,
aeque ut bene constructum Horologium, Currus, Navis, Mola,&
quaevis artificiosa ad motum parata machina . Ut quemadmodum quicquid in Officinam suam Cultrarius, Pileo, Pannifex, Sartor, Sutor, Specularius, sumit, Culter erit, Pileus, Pannus, Vestis, Calceamentum, Speculum: ita ut quisquis in Humanitatis officinam, Scholam, recipietur puer, prodeat inde Homo, Homo dico: vera imago Dei, verus rerum dominus, verusque sui et negotiorum rex. |
21. |
Dies über die Leichtigkeit der Methode, nach
dem Muster des Fadens der Ariadne. Wünschenswert
darüberhinaus ist aber, daß die Methode der menschlichen
Bildung mechanisch ist: das heißt, dass sie alles so
zuverlässig vorschreibt, dass alles was nach ihr gelehrt, gelernt
und gehandelt wird, unmöglich nicht vorankommen kann, in gleicher
Weise wie es bei einer gut konstruierten Uhr, einem Wagen,
einem Schiff, einer Mühle, und einer beliebigen
artifiziell zur Bewegung befähigten Maschine der Fall
ist. So wie alles, was der Messerschmied, der Hutmacher, der Tuchmacher, der Schneider, der Schuster, der Glaser in seine Werkstatt nimmt, zu Messer, Kappe, Tuch, Kleidungsstück, Schuh, Glas wird: So soll, wer in die Werkstatt des Menschseins, die Schule, als Knabe aufgenommen wird, von dort als Mensch fortgehen, als Mensch sage ich: als wahres Bild Gottes, wahrer Herr derDinge und wahrer König seiner selbst und seiner Betätigungen. |
Potestne tam certa haberi Methodus? Potest, si construatur
mechanice: hoc est,
Hisce tribus datis, procedet negotium: negato vel uno, non procedet. Sicut & Horologium (vel alia quaecunque mobilis Machina) si quid illi necessarium defuerit, aut partes indebite transponantur, aut vincula solvantur, sine usu est, non procedit. |
22. |
Kann es eine so zuverlässige Methode geben? Ja,
sofern sie mechanisch konstruiert wird: das heißt,
Sind diese drei Eigenschaften gegeben, wird die Tätigkeit vonstatten gehen: trifft eine nicht zu, geht sie nicht vonstatten. So wie die Uhr (oder irgendeine andere Bewegungsmaschine), der etwas Notwendiges fehlt - bei der entweder Teile falsch kombiniert werden oder Verbindungen sich lösen -, ohne Nutzen ist und nicht vorankommt.. |
Quae ergo illa ad Machinam Didacticam necessario
requisita? quis illorum Ordo? quae Vincula? Resp. In Fabricae structura mechanica necessario respicitur 1 Finis intentus, quid nempe operis Machinae illi praestandum sit. 2 Media, ad producendum talem effectum suffectura. 3 Modi certi, Media illa sic adornandi & disponendi, ut quasi sua sponte desideratus sequatur effectus. Ergo & in Didactica machina necessarium est inveniri (1) Fines, fixe fixos. (2) Media, finibus illis assequendis exacte accomodatos. (3) Modos certos mediis illis sic utendi, ut finis non obtineri non possit. |
23. |
Was also sind jene Teile, die für die Didaktische
Maschine benötigt werden? Was ist ihre Ordnung, was sind ihre
Verbindungen? Siehe: In der mechanischen Struktur der Werkstatt muss notwendig beachtet werden: 1 Der intendierte Zweck, welche Leistung die Maschine erbringen soll. 2 Medien, die hinreichen, um diese Wirkung hervorzubringen. 3 Zuverlässige Verfahrensweisen, die Medien so auszugestalten und einzusetzen, dass wie von selbst die gewünschte Wirkung folgt. Also sind für die Didaktische Maschine zu finden: (1) fest fixierte Ziele. (2) den zu erreichenden Zielen exakt angepasste Medien. (3) Zuverlässige Verfahrensweisen, die Medien so zu gebrauchen, dass es unmöglich ist, dass das Ziel nicht erreicht werden kann. |
Finis Mechanicae methodi fixe fixus, trinus est: SAPERE, AGERE, LOQUI: Hoc est, Omnia vere Nosse; omnia bona recte Agere posse; necessariaque cum proximis Communicare. Quae singula cum multa & varia sub se comprehendant, quaerit Mechanica haec Methodus praestare, ut Quicquid discendum est discatur (1) Facile (2) Cito (3) Solide. Facile: ut ne quid ingenia deterreat, alliciat potius. Cito: quia longe plus discere habemus nos quam antiqui, spatia vero vivendi nobis contingunt breviora quam illis: & quia non discendo Vita transmittenda est, sed agendo. Solide: ut sub Mundi senectam sciamus quicquid scimus non opinemur. |
24. |
Das fest fixierte Ziel der Mechanischen Methode ist ein
dreifaches: WISSEN, HANDELN, SPRECHEN: Das heißt, alles
wahrhaft erkennen, alles Gute richtig tun können,
das Erforderliche mit den anderen besprechen Indem jedes davon vieles und vielfältiges unter sich fasst, leistet diese Mechanische Methode schließlich, dass alles was zu lernen ist (1) leicht (2) rasch und (3) solide gelernt wird. Leicht: damit nichts den Geist abschreckt, ihn vielmehr anlockt. Rasch: Weil wir weit mehr zu lernen haben als die Menschen früher, uns aber eine kürzere Lebensspanne dafür zur Verfügung steht: weil wir das Leben nicht dem Lernen, sondern dem Handeln widmen müssen. Solide: damit wir, wenn die Welt alt wird, etwas wissen, nicht nur meinen. |
Media eo nos promovere potentia, sunt tria universalia Objecta, quae nos de omnibus informant; & tria principalia Subiecta, quae in nobis formantur: trinumque formationis illius Instrumentum. |
25. |
Die Medien, die imstande sind, uns zu diesem Zustand zu befördern, sind drei universelle Objekte, die uns über alles informieren: und drei primäre Subjektvermögen, die in uns gebildet werden: und ein dreifaches Instrumentarium zu ihrer Bildung. |
Obiecta universalia tria, quae nos contemplando sapientiam
inde nobis paremus, sunt DEUS, MUNDUS, HOMO. Haec enim tria continent omnia, nec extra illa quidquam est. Haec tria qui novit, omnia novit: atque si recte, sapiens est. Proprie quidem loquendo solus Deus omnia est: quia tamen ille in seipso Deus absconditus est (Jes.45,15. In aeternitatis suae profunditatibus latens) revelavit autem se tribus modis (1) MUNDI visibilis productione, Operibus Potentiae suae factus conspicuus. (2) HOMINIS ad imaginem & similitudinem sua formatione, unde infinita Sapientiae divinae (per Ingenium hominis ut canalem suum transfluentis) prodeunt specimina. (3) VERBI denique sui alloquio Voluntatis ac beneplaciti sui nobis dat indicia: fit, ut tres dicantur esse Divini LIBRI, e quibus solis discuntur Omnia, 1 Liber MUNDI seu NATURAE, 2 Liber INGENII & CONSCIENTIAE. 3 Liber denique LEGIS, seu SCRIPTURAE. Qui tres Libri quicquid nobis sciendum aut ignorandum est nos docent: ut a perfecta Humanae naturae formatura nihil horum abesse possit. |
26 |
Die drei universellen Objekte, durch deren Betrachtung wir
die das Wissen gewinnen können, sind GOTT, WELT, MENSCH. Denn diese drei umfassen alles, nichts ist außerhalb von ihnen. Wer diese drei kennt, kennt alles: falls richtig, ist er weise. Wenn es auch eigentlich heißt, dass Gott allein alles ist, so hat er sich, weil er dennoch ein verborgener Gott (Jes. 45,15: verborgen in Tiefen seiner Ewigkeit) ist, in drei Weisen offenbart. (1) Durch die Hervorbringung der sichtbaren WELT hervorgebracht hat ist er wahrnehmbar geworden in den Produkten seines Vermögens. (2) Durch die Formung des MENSCHEN zu seinem Bild und in ähnlichkeit mit ihm, verbreiten sich unbegrenzt Belege der göttlichen Weisheit (die durch den Geist des Menschen wie durch einen eigenen Kanal hindurchfließt).. (3) Durch die Ansprache mit seinem WORT gbit er uns Hinweise auf seinen Willen und sein Wohlgefallen: daher heisst es, dass es drei göttliche BüCHER gibt, aus denen allein alles gelernt wird, 1 das Buch der WELT oder NATUR, 2. das Buch des GEISTES oder GEWISSENS. 3 schließlich das Buch des GESETZES oder der SCHRIFT. Diese drei Bücher lehren uns, was wir wissen oder nicht wissen müssen: so dass von der vollkommen Bildung der menschlichen Natur nichts von ihnen fehlen kann. |
Tria in nobis praecipue formanda, sunt MENS, VOLUNTAS,
FACULTATESQUE operativae. MENS est interior animae oculus, obvertens se omnibus, imaginesque rerum omnium intra se concipiens: ideoque cognitionis luce, & spectaculis, gaudens. VOLUNTAS, est interior animae manus, cognita bona capessere, atque sibi applicare, gestiens: eoque rerum fruitione, & suavitatum pabulis, gaudens. FACULTATES, sunt interior animae vis, ad res mente cognitas, & voluntate concupitas, potestatis suae faciendum membris dans impetum; occasionibus gaudens, & motu. (Ubi Facultas sermonis eminet, cum aliis Operationum instrumentis.) Haec igitur tria quia recte in nobis formata nos esse faciunt Imaginem Dei splendidam, quasi Omnisciam, quasi Omnivolam (omnibus vere bonis oblectat) quasique Omnipotentem, a vera igitur & plena Hominis formatura (quam Mechanica methodus intendit) nihil horum trium informe relinqui potest, ac debet. |
27. |
Die drei Vermögen, die in uns vornehmlich gebildet
werden müssen, sind GEIST, WILLEN und praktische FäHIGKEITEN. GEIST ist das innere Auge der Seele, das sich allem zuwendet und die Bilder aller Dinge in sich erfasst: und sich so am Licht , und an den Schauspielen, der Erkenntnis erfreut. WILLE ist die innere Hand der Seele, die danach verlangt, das erkannte Gute zu ergreifen und auf sich anzuwenden: und sich an diesem Gebrauch der Dinge, auch ihrem Genuss, erfreut. FäHIGKEITEN sind die innere Kraft der Seele, die den Anstoß gibt, die mit dem Geist erkannten und mit dem Willen begehrten Dinge wirklich sich zu unterwerfen; und die sich über die Gelegenheit und die hervorgerufene Bewegung freut. (Wobei das Redevermögen zusammen mit anderen Werkzeugen der Handlungen eine besonderen Rang einnimmt.) Weil diese drei Vermögen, wenn sie richtig in uns gebildet sind, uns zum strahlenden Abbild Gottes, quasi allwissend, quasi alleswollend (an allem Guten interessiert) und quasi allmächtig, machen, kann und darf von der wahren und vollen Bildung des Menschen (die die Mechanische Methode anstrebt) nichts von ihnen unausgeformt gelassen werden. |
Instrumenta formationis huius itidem tria sunt, SENSUS,
RATIO, & RELATION seu REVELATIO. SENSUS sunt animae fenestrae, per quas se illi res praesentes inferunt, & notificant; visu, auditu, olfactu, gustu, tactu. RATIO est animae speculum, per quod res alibi (extra sensuum sphaeram) sita, per aliquam tamen cirumstantiam suam sui faciens indicium, diiudicatur. RELATION es animae tubus, per quem res extra sensuum & ratiocinii sphaeram positae (hoc est, ad quas nec sensu nec ratione pertingere datur) alicuius narratione innotescunt. Tribus his instrumentis quia prehenduntur omnia (Mundus enim exterior totus subiacet Sensibus, Ingenii vero Opera examinantur Ratione, revelata autem excipiuntur Fide) ab Humana igitur formatura, & Methodo mechanica, nihil horum abesse potest. |
28. |
Die Werkzeuge dieser Bildung sind wiederum drei,
SINNE, VERSTAND und VERKüNDUNG oder OFFENBARUNG. Die SINNE sind die Fenster der Seele, durch die sich die gegenwärtigen Dinge zu ihr hineinbegeben und bekannt machen; durch Sehen, Hören, Geruch, Geschmack, Tastsinn. Der VERSTAND ist der Spiegel der Seele, durch den ein Ding, das irgendwo (außerhalb der Sphäre der Sinne) liegt, jedoch durch einen anderen Umstand einen Hinweis auf sich gibt, bestimmt wird. Die VERKüNDUNG ist das Hörrohr der Seele, durch das die Dinge, die außerhalb der Sphäre der Sinne und der Vernunftschlüsse liegen (das heißt, die weder durch einen Sinn noch durch den Verstand erreicht werden können) durch den Bericht von jemandem bekannt werden. Weil mit diesen drei Werkzeugen alles begriffen wird (denn die ganze äußere Welt unterliegt den Sinnen, die Werke des Geistes werden durch den Verstand geprüft, das Offenbarte wird vom Glauben angenommen), darf bei der menschlichen Bildung - und der Mechanischen Methode - nichts von ihnen fehlen. |
Ita fuerunt ad exactae Methodi machinam requisita Media ter trina: sequitur, Quo MODO ista & constituenda, & usurpanda, sint? ut ne totus ille apparatus aut sine usu sit, aut non nisi confusum, mutilum, tenuemque, ferat usum. |
29. |
So sind dreimal drei Medien für die Maschine der Durchführung der Methode erforderlich: Es folgt die Frage, mit welcher VERFAHRENSWEISE sie einzurichten und dauerhaft zu besetzen sind? damit die ganze sinnhafte Verkettung nicht nutzlos bleibt oder nur einen wirren, wechselhaften und schwachen Nutzen bringt. |
Primo hic observandum est, Usum sui optimum docere ipsamet illa Media (omnia & singula) in suo naturali statu considerata. Ostendam id ordine: & primum quidem Quo ordine adhibenda sint ista. Deinde, Quomodo unumquodque horum intra se. Demum, Quomodo in applicatione ad Hominem. |
30. |
Zuvorderst ist hier zu beachten, dass die Medien (gemeinsam wie auch jedes für sich) ihren optimalen Gebrauch selbst lehren, wenn sie in ihrem natürlichen Zustand betrachtet werden. Ich will dies der Reihe nach zeigen: Zuerst, in welcher Reihenfolge sie anzuwenden sind. Danach, wie jedes von ihnen innerhalb von sich anzuwenden ist, schließlich, wie bei der Anwendung auf den Menschen. |
Prima Regula esto: Quo ordine res productae sunt
divinitus, aut in Usu seipsas praecedunt & sequuntur, eodem
adhibenda sunt a nobis, non alio. Exempli gratia (Fines methodi coordinando primum) Sapere, Agere, Loqui, docendi sunt Homines ita, ut primum & maxime doceantur Sapere, tum Sapienter Agere, demum de utroque (dum opus est) Loqui. Ratio: quia ista sic ab invicem fluunt. Sapere Mentis est, tanquam fontis, unde actionum &sermonum rivi manant: limpidi, si fons limpidus; turbidi, si turbidus. Ergo docere (aut permittere) ut aliquis Agat, prius quam intelligit quid agat, non Hominem formare est, sed brutum: Loqui autem de rebus non intellectis [?], psittacum est agere, non hominem. Ergo Sapere necessario praecedit: hoc est, prius illuminandae sunt Mentes, quam ab illis Sermones requirantur aut Opera. Inter haec vero posteriora prius est Agere, quam Loqui, quia magis necessarium, sui & proximorum causa: cum Sermo propter alios tantum sit. Immotum ergo esto, Eruditas esse reddendas Mentes primum, tum Manus, demum Linguam. |
31. |
Die erste Regel sei: In eben der Ordnung, in der die
Dinge von Gott hervorgebracht wurden oder auch in ihrer eigenen Praxis
einander vorangehen und folgen, sind sie von uns anzuwenden, nicht
anders. Zum Beispiel (um die Ziele der Methode zuerst zu systematisieren) zu wissen, zu handeln, zu sprechen, sind die Menschen so zu lehren, dass sie zuerst und am meisten lernen zu wissen, sodann wissend zu handeln, schließlich über beides (soweit nötig) zu sprechen. Der Grund: weil es so auseinander hervorgeht. Wissen ist eine Sache des Geistes, gleichsam einer Quelle, von der die Ströme der Taten und Worte fließen: ruhig und klar, wenn die Quelle klar ist, trüb, wenn sie es ist. Daher bedeutet, zu lehren (oder zuzulassen), dass jemand handelt, bevor er einsieht, was er handelt, nicht einen Menschen zu bilden, sondern einen Dummkopf. Und über nicht verstandene Dinge zu reden ist Art eines Papageien, nicht eines Menschen. Daher geht Wissen notwendig voraus: Das heißt, vorher ist der Geist zu erleuchten, bevor von ihm Worte oder Taten gefordert werden. Vom Späteren steht Handeln vor Reden, weil es notwendiger ist für einen selbst und um seiner Mitmenschen willen: während die Rede nur wegen des anderen besteht. Unverrückbar sei also, gebildet muss zuerst der Geist, dann die Hand, hierauf die Zunge. |
Inter obiecta vero scientiae, primus est Mundus,
quippe primum creatus: tum Homo, in Mundi theatrum iam paratum
introductus: demum ad ipsum facta vox Dei, tum mox in Paradiso, tum
postea saepe, relata in Scripturas. Ergo haec eodem prorsus ordine recognoscenda sunt. Mundi Opera, undique sensibus exposita, primum, tanquam Sapientiae discipulis elementa prima, Sensuum adferentes exercitamenta. Tum Seipsum, cum innatis suis communibus Notitiis, Instinctibus, Facultatibusque (tanquam in se, Divina Imagine, depositos rerum numeros, mensuras, ponderaque) contemplabitur Homo, ad omnia, in se & extra se, rationabiliter spectando, progressus faciendos in sapientia notabiles. Demum utiliter audiet Deum de coelo tonantem, mysteriaque sua (de quibus nec Mundus nec Ingenium proprium docere poterant certi aliquid) explicantem: quae ad plenum plena Fide excepta Sapientiam nostram, quanta sub Coelo esse potest, complent. Stet igitur, Sapientiae nostrae cursum a libro Naturae inchoandum, per librum Ingenii continuandum, in libro Scripturaram terminandum.. |
32. |
Das primäre Objekt des Wissens ist die Welt, da
sie zuerst geschaffen wurde: dann der Mensch, der auf die schon
fertige Bühne der Welt gestellt wurde: schließlich die erst
im Paradies an ihn selbst gerichtete und dann in den biblischen
Schriften überlieferte Stimme Gottes. Folglich sind wieder in der gleichen Reihenfolge zu erkennen: zuerst die Werke der Welt, die von allen Seiten den Sinnen zugänglich sind, gleichsam als die ersten Grundlagen für die Lernenden des Wissens, als übung für die Sinne. Sodann wird der Mensch sich selbst mit seinen angeborenen allgemeinen Begriffen, Instinkten und Fähigkeiten (gleichsam die in sich, nach dem göttlichen Bild, abgelegten Zahlen, Maße und Gewichte der Dinge) betrachten, um durch die verständige Schau auf alles in und außer merklich im Wissen fortzuschreiten. Schließlich wird er vorteilhaft Gott hören, der vom Himmel seine Stimme ertönen läßt und seine Geheimnisse (über die weder Welt noch der eigene Geist etwas Sicheres lehren konnten) erklärt: wenn dies mit ganzem Glauben ganz aufgenommen ist, wird es unser Wissen, so weit es unter dem Himmel möglich ist, vollständig machen. Es steht daher fest, dass der Lauf unseres Wissens beim Buch der Natur beginnen, sich durch das Buch des Geistes fortzusetzen und beim Buch der Schriften zu enden hat. |
Rursum, inter subiecta informationis prima est Mens, secunda Voluntas, tertia Facultates operativae: quia Mens praelucet Voluntati, Voluntas imperat Actionibus. Ut ergo Actiones ne aberrent, recte prius de omnibus informanda est Voluntas a praeferente illi ubique facem Intellectu: Intellectus autem hoc ut queat, illuminanda est ante omnia Mens, ut rerum differentias veras videns, quid probandum vel reprobandum sit iudicare, Voluntatique monstrare, possit. Ita, non aliter. |
33. |
Auf der Subjektseite der Information ist das primäre der Geist, das zweite der Wille und an dritter Stelle stehen die praktischen Fähigkeiten: weil der Geist dem Willen voranleuchtet, der Wille den Handlungen befiehlt. Damit die Handlungen nicht vom Weg abweichen, ist deshalb vorher über alles der Wille richtig zu informieren, und zwar von dem ihm überall die Fackel vorantragenden Verstand. Damit der Verstand dies kann, muss aber vor allem der Geist erleuchtet werden, damit er die wahren Unterschiede der Dinge sieht und urteilen und dem Willen zeigen kann, was zu billigen oder zu missbilligen ist. So und nicht anders. |
Item, Sensus ea prehendit & diiudicat, quae illum
immediate attingunt, eique patent omnino; Ratio ea, quae potiore sui
parte latendo, vestigia tantum quaedam sui promicantes ostendunt: Revelatio
demum, & Fides, ex aeternitatis abysso arcana (aeternum alias
latitatura) proferunt. Ergo notiora discenda prius; de hinc ignotiora; tandem ignotissima. Sensum item communem habemus cum brutis, Rationem communem cum omnibus hominibus, Fides Dei non cuivis datur (2.Thess. 3.2) Ergo comunissima praecedant, perque communia veniatur in particularia & propria, ex lege Methodi. |
34. |
Ebenso ergreift und beurteilt der Sinn, was ihn
unmittelbar berührt, und dies steht ihm gänzlich offen; der
Verstand, was überwiegend verborgen ist, wohin nur
hervorschimmernde Anhaltspunkte zeigen: die Offenbarung
schließlich, und der Glaube, sprechen die Geheimnisse aus
den Abgründen der Ewigkeiten (die sonst ewig verborgen
blieben) aus. Also ist das Bekannte zuerst zu lernen; darauf das unbekanntere; schließlich das Unbekannteste. Den Sinn haben wir gemeinsam mit den wilden Tieren, den Verstand mit allen Menschen, der Glaube an Gott ist nicht jedem gegeben (2.Thess. 3.2). Also geht das am meisten Gemeinsame voran, und über das Gemeinsame kommt man zum Spezifischen und Eigenen, nach dem Gesetz der Methode. |
Haec de ordine inter Media Culturae nostrae plane observando, dicta sunto. Observandum tamen, regredi nos etiam in illis interdum: nempe quum a sequentibus praecedentia illustranda vel roboranda sunt. Potest enim (ex. gr.) Sermonis structura utile aliquid monere de structura Cogitationum & Operum. Et Verbum Dei potest (& solet) utilia monere de Cordium nostrorum cogitatis: itemque de Mundo externo, Unde sit? Ad quid factus? Quomodo? Quid illi tandem futurum? &c. Fides enim interdum emendat Ratiocinationem, ne erret; Ratiocinatio Sensum, ne fallat, &c. Mutuo ergo usu tandem sibi invicem serviunt omnia: tametsi primo aggressu, & progressu, naturalem illum (quem § 31, 32, 33, 34 ostendimus ordinem) servent necessario. |
35. |
Dies sei über die Ordnung gesagt, die unter den Medien unser Bildung offenbar beachtet werden muss. Dennoch ist zu beachten, dass wir bisweilen darauf zurückkommen werden: manches vom folgenden muss das vorhergehende illustrieren oder ausarbeiten. Denn (zum Beispiel) kann die Struktur der Sprache auf Nützliches zur Struktur der Gedanken und Werke führen. Und das Wort Gottes vermag (und pflegt) auf Nützliches zu den Gedanken unseres Herzens zu weisen: ebenso zur äußeren Welt, Woher sie sei? Wozu gemacht? Auf welche Weise? Was mit ihr künftig geschehe? Etc. Der Glaube korrigiert bisweilen die Verstandesüberlegung, damit sie nicht irrt; der Verstand den Sinn, damit er sich nicht täuscht, etc. Durch die wechselseitige Nutzung dient schließlich alles einander: auch wenn im ersten Ansturm und Vorangehen sie jene natürliche Ordnung (die wir in § 31, 32, 33, 34 zeigen) notwendig einhalten. |
Iam quod singula attinet, Ita unumquodque istorum
tractandum est, prouti natura ejus permittit, imo requirit.
Ex.grat. Quia SAPERE (seu Sapientia) nihil est nisi rerum
mente comprehensarum clara contemplatio, non aliter etiam quam varia
variarum rerum contemplatione comparatur. (Nempe si Mentem hominis rudis videre daretur, Antrum videres tenebricosum, in quo nihil, aut nihil distincte, obscure tantum & confuse hoc vel illud, videre esset. Si autem hominis eruditi & sapientis Mentem ingredi contingeret, Palatium videres lucidissimum, picturis variis admirandum, oculos sine fine pascere idoneum. Unde autem illa isti Palatio? Non a se: natura sua aeque huic atque ill Mens rerum vacua est, tabulae rasae ad instar. Si quid picturarum illatum illi est, pingendum fuit. Vis ergo aliquem aliquid scire? Ostende id ei, per sensus claros: & sciet. Vis eum multa scire? multa ei ostende. Vis omnia? omnia. Infinitae enim capacitatis est interior haec Mentis Tabula; recipere quicquid appingere libebit semper parata. Nequae res haec aliter quam semper plura videndo, audiendo, experiundo, peragitur. |
36. |
Was sie nun einzeln betrifft, ist ein beliebiger von
ihnen so abzuhandeln, wie seine Natur es zuläßt, ja fordert.
Weil zum Beispiel WISSEN (oder Weisheit) nichts anderes ist
als die klare Schau der mit dem Geist erfaßten Gegenstände,
kann es auch nicht anders als durch vielfältige Schau der
vielfältigen Gegenstände zustandekommen. (Wenn es möglich wäre, den Geist eines ungebildeten Menschen zu sehen, sähe man eine dunkle Höhle, in der nichts, oder nichts deutlich und dies oder jenes nur dunkel und verworren, zu sehen wäre. Wenn aber von einem gebildeten und wissenden Menschen der Geist betreten werden könnte, sähe man den strahlendsten Palast, bestaunenswert durch die Vielfalt der vorhandenen Bilder, die reine Augenweide. Woher aber kommt dieser Palast in ihm? Nicht von ihm selbst: Von Natur aus ist bei beiden gleichermaßen der Geist leer, bar von Inhalten wie eine blanke Tafel. Wenn Bilder hineinkommen sollen, müssen sie gemalt werden. Willst du also, dass jemand etwas weiß? Zeige es ihm, durch die ungetrübten Sinne: Und er wird es wissen. Willst du, dass er vieles weiß? Zeige ihm vieles. Und wenn er alles wissen soll, musst du ihm alles zeigen.Von unbegrenzter Kapazität nämlich ist diese innere Tafel des Geistes; sie ist stets bereit aufzunehmen, was auch immer auf ihr gezeichnet wird. Und dies geschieht auf keine andere Weise als durch viel Sehen, Hören, Erfahren.) |
Sic ACTIO, quia motus est sic ver sic modificatus, Motus autem successive fit: nulla unquam alia ratione obtineri poterit ut aliquis Actionum suarum certus evadat, nisi ut quomodo fiant edoctus (sive ab alio, sive a propria observatione) tentamine saepe iterato, & sic exercitiis, habitum sibi comparet. Ergo Actionum scientia nonnisi actionibus crebris, exercitiisque multis, comparatur. Verissime. |
37. |
So auch die HANDLUNG, weil sie Bewegung ist, die unterschiedlich modifiziert wird, Bewegung aber sukzessive geschieht: Auf keine andere Weise kann jemals erreicht werden, dass jemand seiner Handlungen sicher wird, als wenn er über ihren Ablauf belehrt wird (von jemand anderem oder durch die eigene Beobachtung) und sich im oft wiederholten Versuch, somit in übungen, eine feste Haltung erwirbt. Also wird das Wissen vom Handeln nur durch intensives Handeln, und durch zahlreiche übungen, erworben. Wahrhaftig. |
Nec aliter Sermo, seu Loquendi facultas, cum actionis quaedam species sit: cum perpetuo ad Res, quibus significandis adhibetur, respectu: ut clare ac perspicue significentur quae debent, non alia. |
38. |
Nicht anders die SPRACHE, oder die Fähigkeit zu reden, da sie eine Art des Handelns darstellt: mit beständiger Hinsicht auf die Dinge, auf die sie zur Bezeichnung angewendet wird, damit klar und verständlich bezeichnet wird, was sie sollen, nicht anderes. |
Quis autem erit MENTEM illuminandi modus naturalis? Ipsa Mentis definitio eum docebit. Nam si Mens est (ut § 27 dictum) interior animae oculus, omnibus se obvertens, omnium imagines recipiens, gaudens luce & spectaculis: offer ergo illi spectacula perpetua, per claram methodi lucem perpetuo, perpetuo se illis obvertet, perpetuo imagines abstrahet, seque illis ut Palatium picturis exornare gaudebit Et quia interior animae oculus est, compara eam cum exteriore corporis oculo, eiusque actionibus & exercitiis, mox quomodo Mens certitudine mechanica exercitanda sit pervidebis. Non saturatur oculus visu (sicut nec auris auditu, inquit Salomon) Ergo neque Mens contemplatione. Quod varios Didacticos summae certitudinis dat canones. Nam I Vult scire multa? paucis non expletur? Suppedita ergo illi multa, obiectorum paucitate illam ne defrauda. II Non tamen multis simul oblatis offundi & distrahi vult, sed aliud post aliud: Ergo eam multis simul non offunde, ne distrahe, sed aliud post aliud per intervalla. III Gaudet Mens contemplari varia? identitate saturatur facile? Misce igitur utile dulci, varietate spectaculorum eam oblecta. IV Quaerit illa nova semper obiecta! obsoleta fastidit? Quaere & tu quod illi ceu novum offeras quotidie, ut quod fastidiat non reperiat. V Mavult oculus (exterior & interior) quicquid in conspectum nanciscitur, Totum scire quam partem, intus & extra: Ergo quidquid illi ostendis, totum ostende primum, tum per partes, intus & extra, exsaturabisque illius circa rem eam desiderium certo. VI Quicquid Mens scit, certo scire avet, errorem circa res abhorret: Ergo illi nonnisi vera offer, falsis eam deludere cave. VII Gaudetque Veritatis esse certa, dubitare trepidat (moleste enim animum, ut scrupulus calceo illapsus pedem: angit omnis dubitatio.) Ergo illi nihil dubium propone, aut dubitationem mox solve, ut liberatam se scrupulo gaudeat. VIII Mens Veritatis assertae semper quaerit testes: Fac ergo ne desint, ubicunque aliquid asserendum profers. IX Sed Mens testes quaerit infallibiles (qui nec fallantur nec fallant) ideoque proximos, & quos sciat non putare, sed scire. Cum autem nemo rei sit propio atque res ipsa sibi est, ideo rerum testimonia facit maximi: dehinc eos qui rem propriis usurpant sensibus. Atque in his iterum maximum seipsam, tanquam sibi ipsi proximam: sibi ipsi & sensibus suis magis fidens, quam aliis. Ergo cuiuscunque assertionis fidem ingenerare vis discenti plenam, testes adhibe qui vocari nequeant in dubium. Primum & maxime, si potest, rem ipsam, propriis discentis sensibus palpandam. Si hoc nequit, eos qui rerum oculati testes fuerunt, accurati veritatis eius exploratores &c. &c. X Quia vero Mens in rerum cogitatione gradatim
proficit: primum ut sciat aliquid esse: quod simplicitur
dicitur Scire, seu Nosse. Deinde, quid sit per suas
causas: & hoc dicitur Intelligere. Tandem scire suo
scire uti, hoc est, ad quid scire hoc prosit. |
39. |
Was aber wird die natürliche Art der Erleuchtung des
GEISTES sein? Die Definition des Geistes selbst wird es lehren. Denn wenn der Geist (wie § 27 gesagt) das innere Auge der Seele ist, das sich allem zuwendet, von allem Bilder aufnimmt, sich am Licht und den Schauspielen freut: biete ihm also beständige Schauspiele, beständig durch das klare Licht der Methode, er wird beständig sich ihnen zuwenden, beständig Bilder daraus schöpfen und sich mit Freuden mit ihnen wie mit Gemälden eines Palastes ausstatten. Und weil er das innere Auge der Seele ist, vergleiche ihn mit dem äußeren Auge des Körpers und dessen Vollzügen und übungen, und bald wirst du wahrnehmen, wie der Geist mit mechanischer Sicherheit geübt werden kann. Nicht satt sieht sich das Auge am Anblick (wie auch die Ohren sich nicht satt hören - sagt Salomon) Und so wird auch der Geist nicht Betrachtungs-satt. Daraus ergeben sich verschiedene didaktische Prinzipien höchster Gewissheit: I Er will viel wissen? Und wird von wenigem nicht ausgefüllt? Reiche ihm viel, betrüge ihn nicht mit der Knappheit von Gegenständen. II Dennoch will er nicht mit vielem gleichzeitig Dargebotenen verwirrt und abgelenkt werden, sondern eins nach dem anderen: Also verwirre ihn nicht mit vielem gleichzeitig, lenke ihn nicht ab, sondern biete eins nach dem andern in Schritten. III Der Geist liebt, verschiedenes zu betrachten? Von Gleichförmigkeit wird er leicht übersättigt? Kombiniere daher das Nützliche mit dem Reizvollen, erfreue ihn mit vielfältigem Schauspiel. IV Er sucht nach immer neuen Gegenständen! Und ist der alten müde? Suche auch du, was du ihm täglich Neues darbieten kannst, damit er nicht vorfindet, was ihn ermüdet. V Das (äußere und innere) Auge will bei allem, was in seinen Blick kommt, lieber das Ganze wissen als den Teil, innen wie außen: Also zeige bei allem, das du ihm zeigst, zuerst das Ganze, darauf die Teile, innen wie außen, und du wirst seinenWunsch in diesem Punkt sicher befriedigen. VI Was der Geist weiß, verlangt er, sicher zu wissen, den Irrtum verabscheut er: Also biete ihm nur Wahres dar, hüte dich, ihn mit Falschem zu verspotten. VII Und er liebt, der Wahrheit sicher zu sein, der Zweifel ängstigt ihn (er stört die Seele, wie ein in den Schuh gerutschtes Steinchen [scrupulus] den Fuß: jeder Zweifel bedrückt). Also setze ihm nichts Zweifelhaftes vor oder löse den Zweifel bald auf, so dass er sich über die Befreiung von der Bedrückung freut. VIII Der Geist sucht immer Zeugnisse für die behauptete Wahrheit: Lass sie also nicht fehlen, wo auch immer du etwas behauptest. IX Doch der Geist sucht untrügliche Zeugen (die weder irren noch täuschen) möglichst nahe, von denen er weiß, dass er sie nicht nur glauben, sondern wissen. Weil aber niemand einem Ding näher steht als es sich selbst, so gelten ihm die Zeugnisse der Dinge am meisten: danach die, die das Ding mit den eigenen Sinnen besetzen. Und bei diesen wiederum am meisten er selbst als gleichsam sich selbst der nächste: sich selbst und seinen eigenen Sinnen vertraut er mehr als anderen. Willst du also zu irgendeiner Behauptung dem Lernenden den vollen Glauben erwecken, führe Zeugen an, die nicht in Zweifel gezogen werden können. Zuerst und am meisten, wenn es möglich ist, das Ding selbst, das der Lernende mit den eigenen Sinnen ertasten und streicheln kann. Wenn dies nicht möglich ist, Augenzeugen für die Dinge, Erkunder der gut gehüteten Wahrheit etc.etc. X Aber der Geist kommt in der Erkenntnis der Dinge schrittweise voran: Zuerst weiß er, dass etwas ist: was einfach Wissen heißt, oder Wahrnehmung. Sodann, was durch welche Ursache zustandekommt: das heißt Verstehen. Schließlich kommt das Wissen vom Gebrauch des eigenen Wissens, das heißt, wozu dieses Wissen nutzt. Diese Schrittfolge gilt überall: stets führt der Geist von der Erfahrung der Wahrnehmung der Dinge zur verstandesmäßigen Erkenntnis und dann zum Gebrauch des jeweiligen Dings. Auf diesen Wegen schreitet die Erleuchtung des Geistes wie eine Maschine, die aus ihrer eigenen Bewegung heraus handelt, zu ihren eigenen Zielen, untrüglich voran. |
Quid autem VOLUNTATEM, quomodo mechanice
tractabimus? Etiam sic, quomodo eius admittit, imo requirit,
natura: quam ostendit definitio. Definivimus autem (§ 27.) Voluntatem,
esse interiorem anime manum, cognita bona capessentem, atque sibi
applicare gestientem: gaudentem rerum fruitione, & suavitatum
pabulis. Quae quomodo se in Didacticos resolvant canones, eia videamus. I Sicut Mens (seu Intellectus) quaerit Verum,
ita Voluntas bonum. II. Plus boni plus Voluntatem movet, minus minus. III. Quia tamen Voluntas natura sua libera est, etiam ostensum bonum libere eligens, saepeque bonum fucatum vero praeferens, caute admodum tractanda est, ne libertati suae vim inferri putet, eoque aliquid vere bonum respuat. Prudentia igitur hic summa opus. IV Aeque Voluntas ut Mens abyssus quaedam est, paucis bonis non expletur, multis inhiat. Non ergo iterum desideriis suis fraudanda, & paucis ut acquiescat cogenda: proritanda potius multorum bonorum ostentatione, ad multa desiderandum. Hoc enim fovet alacritatem. V Et quia aeque ut Mens fastidiosa est, identitateque saturatur & sistitur: Varietate igitur oblectanda, sensuumque quotquot potest (exteriorum & interiorum) illecebris inescanda. VI Dumque varietate oblectata semper a bono transilit ad bonum, ubicunque aliquid boni odoratur eo se obvertens: providendum, ut quoquo se in studiorum cursu vertit, in ea quae certa honestatis, aut utilitatis, aut iucunditatis, aut omnium horum specie ad se alliciant, incidat. Ita contexta bonorum catena semper eam captivabit. VII Quia etiam Toto quoque bono frui, quam eius aliqua parte, mavult, in externis & internis: praestandum est ut quicquid ulli rei boni inest, totum id ponatur ob oculos, perque omnes suas partes, intus & extra. Ita eam omnibus ubique gaudere bonis faciemus, & in oblectationis vigore detinebimus, perpetuo. VIII. Voluntas bonis frui optat vere, deludi abhorret. Ergo bona vere, non fucate, illi ostendenda perpetuo. IX. Fruique bonis suis optat semper, privari eis abhorret. Ergo illi accurate ostendendum, quae illa bona sint quae auferri nequeant. X. Et quia per quos desideria sua foveri videt. aut sperat, eos amat; odit contra illos, per quos impediri sentit; quos & a se abigit si potest, aut se ab illis segregat. Adsuefacienda igitur Voluntas ea nosse, per quae gaudere semper possit; & fugere illa, per quae gaudia sua amittere possit. XI. Voluntas amat bonorum, fruitionisque bonorum, societatem (hinc illud, Omne bonum communicabile sui: &, Nullius boni sine socio iucunda est possessio) multiplicationem sic quaerens, & sperans, gaudii. Providendum igitur ut omnia Bona, quantum potest, communissima fiant, ob commune bonitatis testimonium, mutuaque gaudia. XII. Et quia voluntas in Bonorum venatione gradatim proficit, Fruitionisque initium, Boni adeptio est; medulla, delectatio in eius possessione; perfectio, certum esse possessione perpetuae. Hac ergo gradatione utendum est ubique: ubique Voluntas ad Boni primum cogniti adoptionem, tum ad eius possessionem, tandem ad possessionis securitatem, promovenda. His artibus Voluntatis ad omne bonum inclinatio, quasi mechanica Bilancis agitatio, procedit. |
40. |
Und was ist mit dem WILLEN, wie werden wir ihn in
der mechanischen Weise abhandeln? Auch so, wie seine Natur es
zuläßt, ja fordert: die sich aus seiner Definition ergibt.
Wir haben aber definiert (§ 27), der Wille ist die innere Hand der
Seele, die das erkannte Gute ergreift und auf sich anzuwenden
verlangt: die sich am Gebrauch der Dinge und auch an ihrem Genuss
erfreut. Wie sich dies in didaktischen Prinzipien artikuliert, dies sei jetzt betrachtet. I Wie der Geist (bzw. der Verstand) das Wahre
sucht, so der Willen das Gute. II Mehr Gutes bewegt den Willen mehr, weniger weniger. III. Weil dennoch der Willen nach seiner Natur frei ist - auch das gezeigte Gute wählt er frei, oft zieht er das scheinbare Gute vor -, muss er so vorsichtig behandelt werden, dass er nicht meint, seiner Freiheit werde Gewalt angetan, und deswegen etwas wirklich Gutes verschmäht. Höchster Klugheit bedarf es hier daher. IV Ebenso wie der Geist ist der Wille ein Schlund, der mit wenigem Guten nicht gefüllt ist, sondern nach viel giert. Daher darf er auch nicht um seine Wünsche betrogen und mit wenigem zur Ruhe gebracht werden: lieber ist er durch das Vorführen von vielem Guten dazu zu verlocken, vieles zu wünschen. Denn das befeuert den Eifer. V Und weil er ebenso wie der Geist leicht einer Sache überdrüssig wird, und von Einförmigkeit gesättigt und stillgestellt wird: Deshalb muss er mit Vielfalt unterhalten und soviel wie möglich mit (äußeren und inneren) Sinnesreizen verführt werden. VI. Und während er von der Vielfalt
unterhalten wird, fliegt er von Gut zu Gut, indem er allem zustrebt,
was er an Gutem wittert: VII Weil er auch lieber das Gute als ganzes statt nur ein Teil von ihm will, bei den äußeren wie den inneren Dingen: Es ist zu leisten, dass alles, was in einer Sache an Gutem steckt, als ganzes vor Augen gestellt wird und in allen seinen Teilen, innen und außen. So werden wir erreichen, dass er alles Gute überall genießt, und ihn ohne Ende mit spannender Unterhaltung beschäftigen. VIII. Der Wille wünscht, das wahrhaft Gute zu genießen, betrogen zu werden, verabscheut er. Daher müssen die wahrhaft, nicht vorgetäuscht guten Dinge ihm vorgehalten werden, ohne Ende. IX. Er wünscht, das Gute immer zu genießen, seiner beraubt zu werden, verabscheut er. Zeige ihm also ganz genau, was das Gute ist, das nicht weggetragen werden kann. X. Er liebt, wovon er sieht oder hofft, dass es seine Wünsche entfacht; im Gegensatz dazu hasst er, wovon er fühlt, dass es ihn behindert; das bringt er von ihm weg, wenn er vermag, oder er entfernt sich von ihm. Der Wille muss daher daran gewöhnt werden, zu erkennen, was ihn immer zu freuen vermag; und zu meiden, was ihn seine Freude verlieren lässt. XI. Der Wille liebt die Geselligkeit des Guten, des Genusses des Guten (daher jenes Wort, alles Gute ist die Botschaft seiner selbst: und, von nichts Gutem ist der Besitz angenehm ohne Gesellschaft) und sucht und erhofft sich dabei die Vervielfachung der Freude. Daher ist dafür zu sorgen, dass alles Gute, soweit möglich, völlig gemeinsam zuteil wird, zum Zwecke der gemeinsamen Bezeugung seiner Güte und der wechselseitigen Freude. XII. Und der Wille kommt schrittweise voran bei der Jagd nach dem Guten, der Anfang des Genusses ist das Erreichen eines Guten; der Kern die Freude an seinem Besitz; die Vollendung, des nicht endenden Besitzes sicher zu sein. Diese Schrittfolge ist daher überall anzuwenden: überall ist der Wille zuerst zur übernahme eines erkannten Guten zu bewegen, sodann zu seinem Besitz, schließlich zur Sicherheit des Besitzes. Mit diesen Methoden wird die Neigung des Willens zu jedem Guten wie gleichsam die mechanische Bewegung einer Waage vorankommen. |
Supersunt FACULTATES, tanquam animae ad res cognitas & concupitas assequendum, & peragendum, addita Instrumenta, & impetus. In quibus rite tractandis longe plus inest mechanicae, quam in muniis Mentis aut Voluntatis arte regendis. Ut enim Mechanicus opifex data materia & instrumentis, ex arte illa sic vel sic versans, obtinet, ut Opus quod intendit infallibiliter prodeat: ita prorsus est in omni Facultate naturali (videndi, audiendi, loquendi, hoc vel illud operandi) ut certa organorum ad objecta applicatione, tali vel tali, effectus quem intendimus prodeat. De quo cum nequeat esse dubium, rei per se clarae non insistam. |
41. |
Zu behandeln sind noch die FäHIGKEITEN, die gleichsam die Seele braucht, um die erkannten und begehrten Dinge zu erreichen und sie auszuführen, wenn auch Werkzeuge und Antriebe vorhanden sind. Hierbei wird schon traditionell weit mehr Mechanisches gesehen als bei der kunstvollen Lenkung von Geist und Willen. Denn wie ein Mechaniker, wenn Material und Werkzeug gegeben sind, durch kunstvolle Verrichtungen erreicht, dass das Werk, das er intendiert, unfehlbar voranschreitet: so ist es auch bei jeder natürlichen Fähigkeit (Sehen, Hören, Sprechen, dies und jenes Tun) so, dass durch die zuverlässige Anwendung der entsprechenden Organe auf die Objekte die Wirkung, die wir intendieren, vorankommt. Da hierüber kein Zweifel bestehen kann, verweile ich bei dieser an sich klaren Angelegenheit nicht. |
De SENSUUM, RATIONIS, FIDEIQUE, mechanica rebus
applicatione idem esto iudicium; adhibenda esse sic, quomodo natura
eorum requirit. Ex. gr. Quia SENSUS in res immediate insilit, easque prensando cognoscere quaerit: insiliat igitur Omnibus quae cognoscendae sunt, ut non aliis credendo forsan decipi, sed ipsemet videndo, audiendo, palpando, scire, certus sit. Nec insiliat tantum, sed insideat, insistat, prenset, verset: ut non perfunctorie tantum res stringendo, aliquid esse putet, sed penitus prehendendo, & tenendo, esse sciat. |
42. |
über die mechanische Anwendung der SINNE, des
VERSTANDES und des GLAUBENS auf die Dinge soll ebenso das Urteil
gelten, dass sie so angewendet werden sollen, wie es ihre Natur
erfordert. Zum Beispiel: Weil der SINN unmittelbar auf die Dinge springt, versucht er die Dinge durch Zupacken zu erkennen: Er soll daher auf alles springen, was erkannt werden soll, damit er sicher weiss: nicht anderen glaubt, dass er vielleicht getäuscht wird, sondern selbst sieht, hört, fühlt. Und er soll nicht nur darauf springen, sondern sich darauf setzen, darauf ausharren, es ergreifen, es bewegen: damit er nicht, wenn er die Dinge gerade so berührt, nur meint, dass etwas gilt, sondern er, indem er die Dinge gründlich ergreift und hält, weiß, dass es gilt.. |
RATIO autem quia per indicia certa quae videt, penetrat ad ea quae non videt (per connexionem nempe, quam necessario inter signum rei qualequale, & rem ipsam, intercedere agnoscit) exercenda est circa Rerum signa (causas & effecta, subjecta & adjuncta, diversa & opposita &c.) ubique observanda, & distinguenda, & quid ex quo sequatur attendendum: evadetque mechanica certitudine ad consequentias facile, subito, firmiterque nectendum, nec aberrandum fixa. |
43. |
Der VERSTAND nun dringt aufgrund zuverlässiger Anzeichen, die er sieht, zu dem vor, was er nicht sieht (offenbar aufgrund der Verbindung, die sich für ihn notwendig zwischen irgendeinem Zeichen eines Dings und dem Ding selbst herstellt). Er ist zu betätigen bezüglich der Zeichen der Dinge (der Ursachen und Wirkungen, der Subjekte und der Attribute, des Abgewandten und des Entgegengesetzten usw.). Diese sind überall zu beobachten und zu unterscheiden, und es muss beachtet werden, was woraus folgt: Mit mechanischer Sicherheit gelangt er leicht und unmittelbar zu den Konsequenzen, sofern er nur er dabei bleibt, fest zu verbinden und nicht abzuweichen. |
FIDES quia se alieno de rebus testimonio alligat, nihil magis attendere habet quam ut, primo, Testantis mentem recte percipiat: deinde certa sit testem esse fide dignum, qui nec fallatur, nec fallat. His duobus ubi recte cautum est, Mechanica certitudine authoritates allegari, in iisque plena fide recumbi, tutum erit. |
44. |
Weil der GLAUBE sich an ein fremdes Zeugnis über die Dinge bindet, hat er vor allem darauf zu achten, dass erstens er den Geist des Bezeugenden richtig wahrnimmt; zweitens, dass er sicher ist, dass der Zeuge glaubwürdig ist und sich weder täuschen läßt noch täuscht. Wo für dies beides Vorsorge getroffen ist, wird man sich mit mechanischer Sicherheit den Autoritäten anschließen und sich bei ihnen mit vollem Glauben niederlassen. |
Haec de ordine Media doctrinarum adhibendi, & Quomodo unumquodque intra se mechanice tractandum sit, dicta sunto: sequitur (ex praescripto §30.) Quid in applicatione horum ad Hominem (mechanica veluti arte) observandum sit. |
45. |
So viel sei zur Ordnung der Anwendung der Lehrmedien und dazu, wie jedes einzelne in sich mechanisch behandelt werden muss, gesagt: es folgt (nach dem vorne in §30 Geschriebenen), was bei der Anwendung auf den Menschen (von einer mechanischen Kunst) zu beachten ist. |
Sapientiae humanae tres supra posuimus gradus, Theorian,
Praxin, Chresin: quae tria gradatim etiam docenda sunt, observato
peculiari cuique applicandi modo. Nam I) Theoria absolvitur Obiecti praesentatione, Analysi, Autopsia. II) Praxis requirit Exemplar, Synthesin, Autopraxian. III) Chresis, Praecepta, Syncrisin, Autochresian. |
46. |
Drei Schritte des menschlichen Wissens haben wir oben
festgestellt Theorie, Praxis, Chresis (Gebrauch): Diese drei
sind auch schrittweise zu vermitteln, wobei die jeweils spezifische
Anwendungsformbeachtet wird. Denn I) Theorie vollendet sich in der Präsentation des Objekts, seiner Analyse und der eigenen Wahrnehmung von ihm. II) Praxis erfordert das Beispiel, die Synthese, die eigene Praxis. III) der Gebrauch Vorschriften, das vergleichende Urteil, den eigenen Gebrauch.. |
Vis enim aliquem aliquid SCIRE, ut quid sit, quale,
quantum, unde compositum &c. cognoscat, necesse est illud ei
(1) Spectandum exhibeas undique totum. (2) Tum in eius
conspectu resolvas in partes maiores, & harum quamque
iterum in minores suas, ex quibus ipsa quoque composita est: addita
ubique Nomenclatura. (3) Sed ut ille praesentibus adsit sensibus:
ipsemet omnia quae exhibes videns, palpans, olfaciens, gustans,
audiens, nomenclaturamque pronuntiatione exprimens. Id quod Autopsian
(aut potius generaliore voce autaisqhsian, propriorum sensuum adhibitionem)
vocamus. Datis tribus his, Scientia rei mechanica certitudine sequitur: negato vel uno, haeret, non precedit. |
47. |
Denn willst du, dass jemand etwas WEISS, so dass er erkennt, was
ist, wie es beschaffen ist, wie groß, woraus zusammengesetzt
usw., musst du (1) es ihm als ganzes von allen Seiten zu
betrachten geben. Du wirst, den Blick auf es gerichtet, es (2)
in seine grösseren Teile auflösen und diese wiederum in
ihre kleineren Teile, aus denen sie selbst zusammengesetzt sind: wobei
überall die Bezeichnungen angegeben werden. (3) Zu dem
Zweck aber, dass jener mit seinen wachen Sinnen dabei ist:
indem er selbst alles, was du darstellst, sieht, fühlt, riecht,
schmeckt, hört und die Bezeichnungen in seiner Rede verwendet. Das
ist, was wir eigene Wahrnehmung, Autopsis, nennen (oder in
einem vielleicht allgemeineren Sinn Autaesthesis , Anwendung
der eigenen Sinne) nennen. Wenn dies drei gegeben ist, wird das Wissen von einer Sache mit mechanischer Sicherheit folgen: Wird nur eines verwehrt, bleibt es stecken und kommt nicht voran. |
Vis autem discipulum tuum aliquid OPERARI, seu EFFICERE,
posse? Per tria iterum id obtinebis: (1) Ostende illi rei faciendae Exemplar. (2) Ostende quomodo fiat; a partibus minimis incipiendo, easque in maiores componendo, donec prodeat Totum (NB: Sicut enim Analysis a maximo incipit, i. Toto, & definit in minimis: ita Synthesis a minimis incipit, & definit in maximo, h. e. Toto. (3) Sed & ipsummet mox omnia imitari iube (a minimis ad maxima) imitationemque tentandi attende ne aberret: aberrantem vero emenda, donec non errare sciat. Et hoc vocamus Autopraxian, propriam Exercitationem: His tribus omnis Ars comparatur expedite: demto horum uno nulla, aut nonnisi tarde, haesitanter, imperfecte. |
48. |
Du willst aber, dass dein Schüler etwas TUN, oder
BEWIRKEN, kann? Wieder durch eine Dreiheit wirst du das erreichen: (1) Zeige ihm ein Beispiel der Sache, die zu machen ist. (2) Zeige, wie sie gemacht wird; beginne bei den kleinsten Teilen und setze sie zu größeren zusammen, bis das Ganze daraus hervorgeht (Denn beachte: So wie die Analyse beim Größten beginnt, das heißt dem Ganzen, und bei den Kleinsten endet: so beginnt die Synthesis bei den Kleinsten und endet beim Größten, das ist das Ganze. (3) Doch lasse ihn bald selbst alles nachmachen (von den kleinsten Teilen bis zu den größten) und achte dabei auf seine Versuche, dass er nicht vom Vorbild abkommt: wenn er jedoch abkommt, verbessere ihn, bis er es versteht, nicht zu irren.Und dies nennen wir Autopraxis, eigene Ausübung: Dies drei läßt jede Kunstfertigkeit leicht zustande kommen; ohne eines von ihnen kommt keine zustande, oder nur langsam, zögernd, unvollkommen. |
Vis autem insuper illum Scientiae & Artis suae PRUDENTEM
tenere USUM? Tria fac (1) Instrue illum praeceptis, ad quid ea res serviat. (2) Syncrisin adhibe, id est, comparatione inter se eorum, qui scientia vel arte hac bene, melius, optime usi; aut rursum male, pejus, pessime, abusi sunt; ad illa imitandum, haec fugiendum. (3) Iube imitari Virtutes, fugere Vitia, per Autocrhsian: quae est, acquisitam iam scientiam nonnisi ad bona applicandi studium. Nam videre tantum alios rebus bene uti, neque conari imitari, faciet etiam artis gnarum inertem, & scientem inscium; imo & apte cogitantem, loquentem, operantem, ineptum tamen, propter applicationem ineptam. |
49. |
Willst darüberhinaus, dass der Schüler von seinem
Wissen und seiner Kunstfertigkeit KLUGEN GEBRAUCH macht? Mach dreierlei: (1) Gib ihm Anweisungen, wozu die Sache dienen soll. (2) Wende ein vergleichendes Urteil an, das heißt, vergleiche, wie das Wissen und die Kunstfertigkeit gut, besser, am besten angewendet wurden; oder andererseits schlecht, schlechter, ganz schlecht mißbraucht wurden; damit das erste nachgeahmt, das zweite gemieden wird. (3) Lass in der Autochresis, im eigenen Gebrauch, das Vorbildhafte nachahmen, das Falsche meiden: was heißt, das Wissen wird nur angeeignet um des Interesses willen, das Gute zum Tragen kommen zu lassen. Denn nur zu sehen, dass andere die Dinge gut anwenden und nicht es selbst zu versuchen, macht auch den einer Fertigkeit Kundigen unfähig und den Wissenden unwissend: ja macht auch den fähig Denkenden, Redenden und Handelnden unfähig , unfähig wegen der fehlenden Anwendung. |
Atque hoc postremum maxime Scholis necessarium videtur: ut scil. non tantum Scientiarum & Artium, sed & circa omnia Prudentiae, instituantur Exercitia. Ad sistendum illud opprobium, quo hominibus de Schola Scholasticismus (id est, ad negotia ineptitudo, Schulfuchseren) obiici solet. |
50. |
Und dies schließlich scheint für die Schulen am dringlichsten zu sein: dass sie nicht nur für Wissenschaft und Künste, sondern auch für alles unter dem Gesichtspunkt der Klugheit übungen eingerichtet werden. Damit lässt sich jener Vorwurf beruhigen, in dem den Menschen von der Schule gewöhnlich Buchgelehrsamkeit (Scholastizismus, das heißt, Unfähigkeit zu praktischen Betätigungen, "Schulfuchseren") vorgeworfen wird. |
Ita erunt in Arte docendi omnia veluti Mechanica;
omnibus ingredientibus, bene inter se ordinatis, firmiterque connexis,
effectus suos edentibus. Quemadmodum tamen nulla fabrilis Machina tanta arte construi potest, quin opus habeat revisi, & num omnia recte habeant attendi, atque si quid vacillat, vel exerrat, restabiliri & refici, tandem etiam novis inventis perfici (non enim nos homunciones dii sumus, qui perfecta Opera simul & semel, sicuti Creator Opifex, producere queamus): ita similiter Didactica haec Machina, donec perfectionem assequatur ultimam. |
51. |
Auf diese Weise wird in der Lehrkunst alles wie mechanisch
ablaufen. Alle Komponenten, wohl unter sich geordnet und
fest miteinander verknüpft, werden ihre Wirkungen zeitigen. Wie dennoch keine Werkstattmaschine so kunstfertig konstruiert werden kann, dass nicht notwendig wäre, sie zu überprüfen, zu kontrollieren, ob alles sich richtig verhält, wenn etwas wackelt oder aus der Bahn läuft, es wieder zu befestigen und wiederherzustellen, schließlich auch mit neuen Erfindungen zu vervollkommnen (denn wir Menschlein sind keine Götter, die perfekte Werke auf einmal und zugleich, wie Schöpfer und Baumeister, hervorbringen können): in dieser Weise verhält es sich auch mit dieser Didaktischen Maschine, bis sie die letzte Vollendung erreicht. |
Quaeritur autem, An nostra haec talis iam sit ut
procedere, effectusque suos edere valeat? Resp. Nostras laudare
inventiones non fuerit nostrum: usurpandum potius illud ex Evangelio, Veni
& vide! Opus fidem faciat! Quomodo autem? Materiales illae
Machinae adhiberi solent ad varia varie, eo tamen omnes, ut quaeque
praestet, quod debet. Et nostra igitur Didactica Machina adhiberi
poterit ad omnia quae usquam docentur, in Scholis & extra Scholas.
Et in Scholis quidem, privatis & publicis, Philologicis &
Philosophicis, & quibuscunque. Extra Scholas vero, ad docendum in
Ecclesia, vel domi, & ubivis. Quia vero promisisse video
tripatentem e Labyrinthis in plana exitum, id etiam huc accomodando, trini
generis posse aperiri Scholas, ubi Machina haec Didactica plenos edat
effectus, ostendam. Nempe
I Si Scholam instituere placeat, ubi Latina Lingua (illiusque beneficio omnia Vitae necessaria) doceatur & discatur USU potissimum & consuetudine, ad antiquitatis imitationem: formam ostendemus eius tractatu sequenti, LATIUM REDIVIVUM dicto. II Si addita insuper omnibus ARTE ac praeceptis, ostendemus formam Scholae ad imitationem Impressoriae artis compositae: vocabimusque TYPOGRAPHEUM VIVUM. III Si, addita PRUDENTIA summa, aliquid hoc in genere absolutum & perfectum ambire, & cum Deo conari, fuerit animus, ostendemus erigi posse ad ideam primae Paradisicae Scholae conformatam Scholam, cuius manuductioni obsequiosi vere sapientes, & beati, evadant. Et hoc vocabimus PARADISUM ECCLESIAE REDUCTUM, Haec ergo tria iam sequentur ordine. |
52. |
Es wird aber gefragt werden, ob unsere Maschine schon so
ist, dass es zutrifft, dass sie voranschreitet und ihre Wirkungen
zeitigt? Beachte, dass uns nicht ansteht, unsere Erfindungen zu
loben: Lieber soll jenes Wort aus dem Evangelium in Anspruch genommen
werden, Komm und schau! Das Werk bewirkt den Glauben! Wie aber?
Die Bauelemente der Maschine pflegen auf Verschiedenes verschieden
angewendet zu werden, aber alle so, wie jedes leistet, was es soll.
Daher wird unsere Didaktische Maschine auf alles, was irgendwann
gelehrt wird, in und außerhalb der Schulen, angewendet werden
können. In den privaten und den öffentlichen, den
sprach- und den philosophieorientierten Schulen und welchen auch immer.
Und außerhalb der Schulen, um in der Kirche oder zuhause oder wo
auch immer zu lehren. Weil ich aber den dreifach offenstehenden Weg aus
den Labyrinthen in die Ebenen versprochen habe, will ich zeigen,
um auch dies hier anzupassen, dass die Schulen, an denen die
Didaktische Maschine ihre vollen Wirkungen zeitigt, als von dreifacher
Art präsentiert werden können: I Wenn eine Schule eingerichtet werden soll, an der Latein (und zur Wohltat für sie alles Lebensnotwendige) hauptsächlich im GEBRAUCH und im Umgang gelehrt und gelernt wird, zur Nachahmung der Antike: ihre Gestalt werden wir in der dieser folgenden Abhandlung zeigen, LEBENDIGES LATEIN genannt. II Wenn zu allem KUNSTFERTIGKEIT und Vorschriften dazukommen, werden die Gestalt der Schule zur Nachahmung der Druckkunst zeigen: wir werden von der LEBENDIGEN TYPOGRAPHIE sprechen. III Wenn höchste KLUGHEIT noch hinzutritt und der Sinn danach steht, etwas in seiner Art absolutes und vollkommenes zu erstreben und mit Gott es zu unternehmen, werden wir zeigen, dass eine Schule errichtet werden kann, die zur Idee der ersten Schule im Paradies passt, aus deren Obhut die Zöglinge wahrhaft weise und glücklich entlassen werden. Und dies werden wir DAS ZURüCKGEFüHRTE PARADIES DER KIRCHE nennen. Diese drei werden jetzt nacheinander folgen. |